Image fernab der „Knödelakademie“
In St. Veit/Glan forciert Schulversuch „kommunikative Kompetenz“ der Schüler
Sigi KreuzbergerSt. Veit/Glan - Die Sekretärin in der Schulverwaltung meldet sich am Telephon mit "Wirtschaftliche Lehranstalt". Ein lebensnaher Kompromiß zum bürokratisch-umständlichen Amtsterminus "Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe" (HBLA). Das verzopfte Wortungetüm steht im Widerspruch zu der ästhetisch ansprechenden, funktionalen Architektur des Schulgebäudes und dem fortschrittlichen, offenen Klima in der HBLA St. Veit an der Glan. "Hohe Schulzufriedenheit" ermittelte auch eine Schüler-Befragung.
In der Lehrküche stehen die Computer, im Sprachlabor trainieren Schüler den Originalton in Englisch, Französisch oder Italienisch via Kopfhörer. Mit dem Image einer "Knödelakademie" hat das längst nichts mehr zu tun. Über dem Schulportal fällt das Logo ins Auge: Fünf konzentrische Kreise, Symbol für die fünf Schuljahre, mit "Öffnung ins Leben" wie Direktor Richard Vospernik erläutert.
Rund zwei Drittel der insgesamt 385 Lernwilligen (darunter rund 20 männliche) sind Fahrschüler. Ein Mädchen aus Metnitz erzählt, daß sie um 5.30 Uhr aufstehen müsse, um den Schülerbus um 6.05 Uhr zu erreichen. An manchen Tagen komme sie erst gegen 19.30 Uhr wieder heim. Ihre Schule findet sie dennoch "klaß".
Direktor Richard Vospernik führt die hohe Akzeptanz seiner Schule auf Bemühungen um eine "möglichst lebensnahe Ausbildung" zurück. "Nicht auf Reformen von oben warten, sondern Schritte an der Basis setzen", lautet sein Credo. "Stärkung der kommunikativen Kompetenzen" hält er für eine vorrangige Bildungsaufgabe.
Seit sieben Jahren laufen Schulversuche. "Kommunikation und Präsentation" wurde als neuer Gegenstand eingeführt. In einem Klassenzug wird Englisch als Unterrichtssprache verwendet, im Deutschunterricht Schwergewicht auf rhetorische Elemente gelegt. Lebensnähe zur Arbeits- und Wirtschaftswelt wird im forcierten Projektunterricht gesucht.
Partnerschaftlichkeit zwischen Schülern, Eltern und Lehrern wird hochgehalten. Eltern können am Unterricht teilnehmen, bei Wandertagen oder Theaterfahrten mitmachen. Bei Elternsprechtagen sind die Schüler dabei. Schulsprecherin Nicole Steinberger (17) wechselte vom Gymnasium zur Wirtschaftlichen Lehranstalt, "weil es hier abwechslungsreicher, praktisch und theoretisch zugeht". Sie versteht ihre Funktion vor allem als "Problemlöserin bei etwaigen Konflikten zwischen Schülern und Lehrern".
Sie kooperiert mit dem Schüler- und Bildungsberater Ernst Löschenkohl, der sich aus sozialpädagogischem Engagement dieser "im Kollegenkreis nicht besonders beliebten Aufgabe" stellt. Der Psychologie-Lehrer hilft den Jugendlichen bei Berufswahl und Arbeitsplatzvermittlung. Daß das Gros der Absolventen weiterstudiert, "am häufigsten Betriebwirtschaftslehre", versteht er als Qualitätszeugnis der St. Veiter HBLA.