Wussten Sie, dass Sie jährlich einen Müllsack füllen, der sechseinhalb Mal so schwer ist wie Sie?
Laut Bundes-Abfallwirtschaftsplan produzieren die österreichischen Haushalte jährlich 4,3 Millionen Tonnen oder rund 40 Millionen Kubikmeter Müll.
Ganz ehrlich, können Sie sich unter 40 Millionen Kubikmeter etwas vorstellen? Wir auch nicht. Deshalb haben wir versucht, die Zahlen möglichst plakativ darzustellen.
Im obligaten journalistischen Maß wären das 180 Millionen Badewannen. Aber vielleicht geht es so besser: Würde man mit dieser Menge an Abfall ein Gebäude von der Höhe des Wiener Stephansdoms füllen, dann hätte dieses Bauwerk bei quadratischer Grundfläche eine Seitenlänge von mehr als einem halben Kilometer.
Oder anders gerechnet: Jeder der 8,8 Millionen Einwohner Österreichs füllt pro Jahr einen Müllsack mit einem Durchmesser von einem Meter und einer Höhe von 5,7 Metern. Dieser Sack würde knapp eine halbe Tonne und damit fast sechseinhalb Mal mehr wiegen als eine durchschnittliche erwachsene Person.
Die folgende Visualisierung zeigt das Aufkommen des Gesamtabfalls in Echtzeit und in statistisch korrekter Zusammensetzung – die Menge der Gegenstände, die vom oberen Rand des Displays fallen, ist dieselbe, die die heimischen Haushalte in der gleichen Zeit real produzieren.
Zuerst sehen Sie den „gemischten Siedlungsabfall“, also den Restmüll, der mit rund 1,4 Millionen Tonnen jährlich ein Drittel des Gesamtaufkommens ausmacht. Als Nächstes werden die biogenen Abfälle mit rund einer Million Tonnen angezeigt und dann die Papier- und Kartonabfälle mit rund 660.000 Tonnen, ehe alle anderen Müllarten dazukommen.
Wie der langjährige Vergleich zeigt, produzieren wir immer mehr Unrat. Seit 2007, also seit zehn Jahren, stieg die Gesamtmasse von 3,7 auf 4,3 Millionen Tonnen, also um mehr als 15 Prozent. Die Einwohnerzahl jedoch wuchs im selben Zeitraum nur um sechs Prozent.
Einen zarten Silberstreif am Horizont gibt es dennoch, denn die Zusammensetzung des Mülls ändert sich: Die Menge an Restmüll hat zuletzt nicht mehr zugenommen und stagniert bei rund 1,4 Millionen Tonnen; der Zuwachs des Gesamtaufkommens geht fast ausschließlich auf Recyclingfraktionen zurück. Vor allem die biogenen Abfälle sind stark angewachsen und haben sich seit 2004 von einer halben auf etwa eine Million Tonnen verdoppelt.
Dadurch haben sich in den vergangenen Jahrzehnten auch die Verwertungsmaßnahmen verändert. 1989 wurden noch fast zwei Drittel allen Mülls zur zumindest mittelfristigen Lagerung auf Deponien verbracht. Heute wird Haushaltsmüll fast ausschließlich weiterbehandelt oder –verwertet, und in den Deponien wird nur noch Bodenaushub, Bauschutt oder Schlacken gesammelt.
Den Müll aber bloß mit neuen Technologien zu verwerten und zu recyceln soll aber nicht das Ziel sein. Das Abfallvermeidungsprogramm des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit trägt das eigentliche Ziel schon im Namen. Mittelfristig, ist dort zu lesen, soll das Abfallaufkommen langsamer steigen als die Bevölkerungszahl und das verfügbare Einkommen. Selbst das wird ein Kraftakt. (Michael Matzenberger, Sebastian Kienzl, 20.7.2018)
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